Frank Lienhard, 14.11.2022

Strategische Unternehmens­bewertung – Wie sich der Unternehmens­wert beeinflussen lässt

Der Frage „Was ist mein Unternehmen wert?“ kann bei vielen Anlässen eine Rolle spielen. Im realen Marktgeschehen bestimmen jedoch Angebot und Nachfrage den Preis, den die Marktteilnehmer auf der Basis subjektiver Anreize und individueller Annahmen als subjektiven Grenzpreis zu zahlen bereit sind.

Die Anlässe für eine Unternehmensbewertung können vielfältig sein. In der Regel wird eine Unternehmensbewertung beim Kauf oder Verkauf von Unternehmensanteilen, Schenkungen oder Erbschaften, bei der Aufnahme neuer Personen in den Gesellschafterkreis, bei der Ermittlung von Abfindungsansprüchen beim Austritt eines Gesellschafters, Erbauseinandersetzungen, bei Abfindung im Rahmen des Zugewinnausgleichs des scheidenden Ehepartners etc. vorgenommen.

Unternehmenswert vs. zu erzielender Preis

In verschiedenen Lebensphasen kann die Frage nach dem Wert oder dem Preis eines Unternehmens in den Mittelpunkt rücken. Gerade in Fällen, bei denen es um die Versilberung des Lebenswerks geht, weil etwa eine familieninterne Nachfolgelösung nicht gefunden werden kann, verlaufen die Vorstellungen von Verkäufer und Käufer oftmals konträr.

Zeitpunkt der Bewertung

Dabei ist zu beobachten, dass eine Verkaufssituation unter hohem Zeitdruck nicht der beste Zeitpunkt darstellt, um für den Verkäufer das beste Ergebnis zu erzielen. Denn ein Verkauf in einer solchen Drucksituation kann wesentlich schlechter vorbereitet werden, als wenn ein möglicher Verkauf über mehrere Jahre „strategisch“ eingeleitet wird.
Gut vorbereit kann der Unternehmenswert nachhaltig gesteigert werden und dadurch ergibt sich auch für die Preisverhandlungen – die auf die Unternehmensbewertung folgen – eine bessere Ausgangsposition.

Durch eine gute Unternehmensführung, stabile Prozesse, resilientes Geschäftsmodell, Vertreterregelungen, Diversifikation, usw. kann der Unternehmenswert positiv beeinflusst werden. Diese wertbeeinflussenden Faktoren können allerdings nur langfristig einen positiven Effekt erzielen.

Helfen diese Punkte nur vor dem Verkaufszeitpunkt? Nein, denn ein Unternehmen das gut und stabil positioniert ist, läuft auch schon weit vor dem Verkaufszeitpunkt besser und sorgt für bessere und nachhaltigere Unternehmensergebnisse. Und diese Unternehmensergebnisse der Vergangenheit werden analysiert, um die Unternehmensplanung, welche die Basis für die Unternehmensbewertung bildet, zu plausibilisieren.

Die Rolle der Unternehmerin/des Unternehmers

Ist die Unternehmerin/ der Unternehmer einziger Entscheider und Dreh- und Angelpunkt im Unternehmen? Diese Ausrichtung stellt für einen potentiellen Käufer/Investor keinen preiserhöhenden Faktor dar. Doch warum? Investoren schreiben in der Regel einen großen Wertanteil der Person des Unternehmers zu. Denn eine so aufgestellte Organisation ist es nicht gewohnt, Entscheidungen selbst zu treffen und die Verantwortlichkeiten sind nicht auf mehrere Schultern verteilt.

Wertsteigerung rechtzeitig beeinflussen

Es wird deutlich, dass durch die Implementierung der richtigen Schritte zur richtigen Zeit eine erhebliche Wertsteigerung erreicht werden kann. Am Ende wird es auch mit dem perfekt aufgestellten Unternehmen zu einer Verhandlungssituation kommen, aber mit deutlich besseren Karten in der Hand, als dies ohne wertsteigernden Maßnahmen der Fall gewesen wäre.
Der potentielle Käufer/Investor vergleicht die Investition mit Alternativen. In Bezug auf die realisierbaren finanziellen Überschüsse, aber auch in Bezug auf das Risiko. Immer wieder ist zu beobachten, dass die Perspektiven extrem unterschiedlich sind und in der Verhandlung die mögliche Schnittmenge aus der Preisobergrenze des Käufers und der Preisuntergrenze des Verkäufers „gesucht“ wird.

Fazit

Gehen Sie deshalb nicht nur die Ausrichtung des Produktportfolios des Unternehmens strategisch an, sondern auch die Vorbereitung des Unternehmensverkaufs. Mit genügend Zeit haben Sie mehr Optionen. Sie können in Ruhe mit Ihrem Berater mehrere Optionen durchspielen und diese abwägen. Bei einem rechtzeitigen Start haben Sie auch noch die Möglichkeit, wertsteigernde Maßnahmen einzuleiten, die sich am Ende für Sie, aber auch für den Käufer/Investor positiv auszahlen können.
Die ermittelten Unternehmenswerte können ein Richtwert für die Verhandlungspositionen auf beiden Seiten sein, aber auch nicht mehr. Um es mit den Worten von Warren Buffett zum Ausdruck zu bringen:
„Price is what you pay, value is what you get“

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